Im Naturschutzgebiet "Döberitzer Heide" unmittelbar angrenzend an unseren Landschaftspflegehof Potsdam-Havelland haben wir 2014 auf rund 60 Hektar die halboffene Weidelandschaft im Kiefbruch einrichten können. Wesentliches Entwicklungsziel ist eine strukturreiche Weidelandschaft mit artenreiche Moorwiesen im Übergang zu Halbtrocken- und Trockenrasen mit eingestreuten Kleingewässern . Hier finden seltene und geschützte Arten wie Rotbauchunke, Zauneidechse und Wiedehopf optimale Lebensbedingungen.
Naturnahe Ganzjahresbeweidung mit Konik und Heckrindern
Das Kiefbruch im nördlichen Teil des FFH-Gebiets "Döberitzer Heide" zeichnet sich durch vielfältige Landschaftsstrukturen aus. Inmitten von bewegten sandigen und sandig-lehmigen Bodenformationen liegt eine rund 20 ha große vermoorte Hohlform, die bis in die 2000-er noch regelmäßig mit geklärtem Wasser aus den früheren Kasernenstandorten geflutet wurde. Zahlreiche Entenarten aber auch Lachmöwen und Schwarzhalstaucher nutzten den flachen See mit seinen ausgedehnten Röhrichten als Brutrevier. Mit Aufgabe der militärischen Nutzung entfiel auch die Wasserversorgung und das sonst zuflusslose Gewässer trocknete sukzessive aus.
Heute beweiden unsere Heckrinder - hierbei handelt es sich um Abbildzüchtungsversuche des ausgestorbenen Auerochsen - gemeinsam mit einer Handvoll Koniks ganzjährig die vielfältige Landschaft aus staudenreichen Moorwiesen, Trockenrasen, offenen Sandflächen und nährstoffarmen Ruderalflächen.
Durch den Einsatz der Weidetiere wird ein vielfältigen Vegetation aus Weiderasen und höheren Gras- und Staudenbereichen gefördert.
Zudem erzeugen die Tiere im Zuges ihres Bewegungs- und Komfortverhaltens ein kleinstrukturiertes Habitatmosaik mit zahlreichen Übergängen zwischen einzelnen Biotopen. So sind beispielsweise zahlreiche Wildbienen und Laufkäferarten auf die durch Tritt und Wälzen geschaffenen offene Bodenstellen als Lebensraum angewiesen.
Insgesamt erhöht sich durch die naturnahe Beweidung die Vielfalt an Wirbellosen (u.a. Stechimmen, Tagfaltern, Zikaden und Heuschrecken) durch Förderung einer nischen- und blütenreichen Vegetationsstruktur aber auch durch ein ganzjähriges Nahrungsangebot für koprophage (kotverwertende) Insekten. Von diesem reichen Nahrungsangebot profitieren auch insektenfressende Vogelarten des Offenlands, sodass es nicht verwunderlich ist, dass seltene Vogelarten wie Steinschmätzer und Wiedehopf jedes Jahr erfolgreiche in der Weidelandschaft brüten.
Haus- und Nutztiere im Naturschutz: Unsere Leitlinien
=> Tägliche Kontrollen des kompletten Tierbestands durch sach- und fachkundige Personen.
=> Vertrauensvolle Mensch-Tier-Beziehung zur Gewährleistung von tierärztlicher Betreuung mit reduziertem Stressaufkommen.
=> Im Bedarfsfall umgehende veterinärmedizinische Betreuung durch den Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin.
=> Einzeltiergenaue Behandlung gegen krankmachende Parasiten bei nachgewiesenem Befall.
=> Bereitstellung eines hellen und tiergerechten Krankenstalls für PatientInnen die längerfristige Betreuung benötigen.
=> Durchgängige Verfügbarkeit von Mineralfutter und Salzlecksteinen für alle Tiere.
=> Ständige Vorhaltung von ausreichend Rauhfutter von eigenen Flächen für Notzeiten.
=> Verhinderung von unkontrollierte Vermehrung.
Über das Naturschutzgebiet "Döberitzer Heide"
Das Naturschutzgebiet “Döberitzer Heide” befindet sich nahezu vollständig im Landkreis Havelland und umfasst rund 2.790 ha in kontinentaler Lage.
Ungefähr die Hälfte der Fläche wird durch ausgedehnte Wälder eingenommen, die im wesentlichen durch die militärische Historie des Gebiets geprägt sind. Dies spiegelt sich in dem hohen Anteil junger Wälder und Vorwaldstadien wieder. Es überwiegt ein vierzig bis achtzig Jahre alter Mischwald aus Birke, Eiche, Robinie, Linde, Ulme und Kiefer. Alte Hochwälder fehlen im Gebiet vollständig. Lediglich einzelne Solitärbäume - hierbei handelt sich vorrangig um Eichen mit ausladenden Kronen - sind älter als hundert Jahre.
Aus Perspektive des Naturschutzes sind aber insbesondere die offenen Flächenanteile der Döberitzer Heide hervorzuheben. Die Landschaft wird geprägt durch ein lebhaftes Moasik aus Heiden, Ruderalfluren, vegetationsfreie Flächen sowie Trocken- und Magerrasen, die aufgrund ihrer Größe und Unzerschnittenheit einen übergeordneten Wert für die biologische Vielfalt in Brandenburgs Kulturlandschaft aufweisen.
Gerade durch die über 100-jährige militärische Nutzung unterlagen diese Flächen nie einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung, sodass sich zahhlose geschützte Biotope unberührt von Agrarindustrie und Mineraldünger entwickeln konnten.
Eine weitere Besonderheit des Gebiets ist die hohe Anzahl an Moorkörpern: Über dreißig Moore unterschiedlicher Größe und Ausprägung sind hier zu finden, die allerdings trotz aller Schutzbemühungen durch akuten Wassermangel gezeichnet sind.
Bis 2021 wurden im Naturschutzgebiet Döberitzer Heide rund 850 Arten an Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen. Darunter viele mit hoch gefährdete Arten die in der Roten Liste geführt werden. Dazu gehören Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Weißes Fingerkraut (Potentilla alba), Astlose Graslilie (Anthericum liliago) , Heilziest (Stachys officinalis ) und das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum).
Auch die Tierwelt ist mit einer außergewöhnlich Fülle an Arten Vögeln, Säugetieren, Lurchen- und Kriechtieren, Insekten und Weichtieren vertreten.
Ausgewählte Beispiele für die bedeutsame Fauna der Döberitzer Heide sind die Vorkommen von Wiedehopf, Feldhase, Rotbauchunke, Zauneidechse, Kleiner Heldbock, Seidenbiene und Blauflügliger Ödlandschrecke. Hervorzuheben ist, dass überwiegend noch große und stabile Populationen auf der Döberitzer Heide existieren, die das Potential haben als sogenannte Quellpopulationen zu dienen
Schutzzweck
Die gegenwärtig gültige Schutzgebietsverordnung des Naturschutzgebiets "Döberitzer" Heide legt im § als Schutzzweck den Erhalt und die Entwicklung des Gebiets wie folgt fest:
1. als Lebensstätte seltener, in ihrem Bestand bedrohter und wildlebender Pflanzengesellschaften, insbesondere von Schilfröhrichten, Mooren sowie eng miteinander vernetzten Kleingewässern; von Niederwäldern und aufgelassenen Hutewäldern, trockenen Eichen-Birken-Wäldern und naturnahen Vorwäldern; von Trockenrasen, Heiden, offenen Sandflächen und nährstoffarmen Ruderalfluren
2. als Lebensraum bestandsbedrohter Tierarten, insbesondere als Brut-, Nahrungs-, und Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten und als Rückzugsgebiet für bestandsbedrohte Arten der Wirbellosenfauna
3. aus ökologischen und wissenschaftlichen Gründen sowie
4. wegen der besonderen Eigenart des Gebietes als Beispiel für mosaikartige, eng miteinander vernetzte Biotopstrukturen.
Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie im Naturschutzgebiets “Ferbitzer Bruch”
Die meisten Biotopkomplexe sind gemäß der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) europaweit geschützt. Diese hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, (Wieder-)herstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen sowie der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse.